„Das Ende des Kapitalismus“ von Ulrike Hermann zeigt, wie ein Wirtschaftssystem vom endlosen Wachstum zum grünen Schrumpfen gelingen könnte!

„Das Ende des Kapitalismus“ der Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann startet spannend – und vor allem vorurteilsfrei – mit einer tiefgreifenden Untersuchung der Dualität des Kapitalismus. Einerseits hat er zu Demokratie, Prosperität, verbesserten Lebensstandards, Gleichberechtigung und Bildung beigetragen. Andererseits steht er durch das inhärente und ressourcenfressende Wachstumsgebot im Zentrum der aktuellen ökologischen und klimatischen Herausforderung.

Herrmann stellt die weit verbreitete Annahme infrage, dass „grünes Wachstum“ der Weg aus diesem Dilemma sein kann. Die von Windkraftanlagen und Solarmodulen erzeugte Energie wird nach ihrer Ansicht nicht ausreichen, um endloses Wachstum weiter zu unterstützen. Stattdessen zeichnet sich ein Szenario des „grünen Schrumpfens“ ab, eine Entwicklung, die die Grundfesten des Kapitalismus ins Wanken bringen könnte.

„Herrmann weis genau, dass die beiden Begriffe „Schrumpfen“ und „Verzicht“ politisch wie auch gesellschaftlich keineswegs en vogue sind. Sie räumt auch ein, dass „Schrumpfen“ und „Verzicht“ bestimmte Industrien stark verändern, oder gar obsolet machen können.“

Dass ausgerechnet die britische Kriegswirtschaft der 1940er Jahre als mögliches Vorbild für ein klimaneutrales Wirtschaftssystem dienen könnte, erstaunt als Lösungsansatz schon sehr. Doch was meint Herrmann damit?

Bisher gibt es keine Blaupause für ein „grünes Schrumpfen“. Auch die ökologische Kreislaufwirtschaft, in der nur verbraucht wird, was recycelt werden kann, kennt keinen Rückwärtsgang! Und die britische Kriegswirtschaft? Die musste im Zweiten Weltkrieg ihre Wirtschaft schnell anpassen, um Ressourcen für die Kriegsproduktion freizumachen. Dies geschah durch eine Art private Planwirtschaft: Der Staat gab vor, was produziert werden sollte, die Umsetzung blieb den Unternehmen überlassen. Gleichzeitig wurde eine Rationierung eingeführt, um eine gerechte Verteilung der knappen Ressourcen zu gewährleisten, die bei der Bevölkerung wegen ihrer Gerechtigkeit sehr beliebt war. Ähnlich wie in den USA kam es während der Kriegswirtschaft nicht zu einer wirtschaftlichen Rezession. Im Gegenteil: es kam zu einer deutlichen Beschleunigung der Wirtschaft, die auch nach dieser Phase nicht zum Stillstand kam.

Dass dieser Prozess in Teilen bereits begonnen hat, zeigen die in Europa bereits bestehenden Wasserrationierungen aufgrund starker Trockenheit oder die Gaszuteilungen aufgrund des Ukraine-Konflikts. Gleichzeitig hat ein Run auf alternative Heizsysteme eingesetzt und Wassersparen ist kein Fremdwort mehr.

Fazit

Auch wenn „Das Ende des Kapitalismus“ von Ulrike Herrmann keinen detaillierten Fahrplan für ein alternatives Wirtschaftsmodell bietet, so ist das Denkmodell des „grünen Schrumpfens“ doch äußerst spannend. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und bekommt daher eine klare Leseempfehlung!

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1 Kommentar zu „„Das Ende des Kapitalismus“ von Ulrike Hermann zeigt, wie ein Wirtschaftssystem vom endlosen Wachstum zum grünen Schrumpfen gelingen könnte!“

  1. Lieber Patrick, danke für Deine „Rezension“. Ich mag Ulrike Herrmann sehr, sie taucht(e) ja ab und an auch in diversen Talkshows auf und zunächst einmal finde ich es großartig, wie sie argumentiert, sehr ruhig und überlegt und dadurch auch zu überzeugen weiß.

    Ich suche im Buch immer mal wieder Gedankengänge raus, die ich in anderem Kontext weiter beleuchte. Der Titel samt Einbandfärbung ist natürlich mit Absicht gewählt 😉 , aber wie Du schon sagst: Es geht nicht um die Einführung von Sozialismus, sondern darum, dass unser auf Wachstum ausgerichtetes Wirtschaftssystem bei endlichen Ressourcen kaum dauerhaft funktionieren kann, es sei denn wir schaffen „die totale Zirkularität“ – nicht nur in Bezug auf Energieträger, sondern auch anderer Ressourcen – it’s hard!

    Die große Frage, die ich mir tagtäglich stelle und die fast zum Leitbild werden muss, um eine Transformation hinzubekommen, ist: Wie schaffen wir es, eine andere Wirklichkeit als Mehrwert und nicht als Verzicht wahrzunehmen und als Bild zu vermitteln?

    Ist ein Wochenende auf Mallorca wirklich besser und erholsamer als ein Tag am Badeweiher mit anschließender Gartenfeier bei Freunden? (ich brauche hier nicht vorrechnen, welches Wochenende letztlich ressourcenschonender ist)

    Deswegen auch ihr Bild, wir sollten auf 1978 bzgl. Konsum zurückgehen – schlecht ging es mir da nicht! Zum Weiterlesen bzgl. Transformation:

    „Wir können auch anders“ von Prof. Maja Göpel

    – Lucas

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