In den vergangenen beiden Tagen hatte ich die Gelegenheit wenigstens teilweise am „eco Kongress 2009 – sharpening the image“ teilnehmen zu können. Hochspannend fand ich das Slot „Names & Numbers: dotStadt – Über den (Un)Sinn von Städte-Top-Level-Domains“ unter der Moderation von Thomas Rickert. Zunächst hat Stéphane Van Gelder (General Manager, INDOM) am Beispiel von .paris über die Erfahrungen der Stadt Paris im Umgang mit der geplanten Einführung einer eigenen Städte TLD berichtet. Aufgrund der Tatsache, dass sich die Stadt Paris stark darum bemüht, die geplante TLD vollumfänglich in die öffentliche kommunale Kommunikation – aber auch privatwirtschaftliche Nutzung durch Unternehmen – einzubinden, sind die Erfahrungen von Van Gelder durchweg positiv. Regionale Verankerung und regionale Identität in Verbindung mit einer klaren Adressierbarkeit für Bürger der Stadt Paris (bureaudufonds.paris oder passeport.paris) sind nach Ansicht von Van Gelder die klaren Pluspunkte für eine Städte TLD! Kritisch wertete Van Gelder das noch immer unklare strukturelle- und zeitliche Bewerbungsverfahren der ICANN (Erwartete Liveschaltung Q4 2010 bis Q1 2011) für neue TLDs. Daher sein Aufruf: jede Möglichkeit (politisch und kommunikativ) nutzen, um das Ziel zur schnellen Einführung neuer TLDs zu unterstützen.
Eine durchweg kritischere Sicht auf die Einführung neuer TLDs hatte Matthias Meyer-Schönherr (Director of Business Development & Operations – International, Sedo GmbH). Nach seiner Einschätzung wird es nur eine bedingte Akzeptanz für den Handel von neuen regionalen TLDs geben. Anhand des bei sedo gehandelten Volumens von .com und .de Domains im Verhältnis zu .info oder .tel Domains zeigte Meyer-Schönherr auf, dass die in den letzten Jahren neu eingeführten TLDs keinen durchschlagenden Erfolg zu verzeichnen hatten.
So heißt es z.B. im Sedo Domainmarkt Barometer vom 05.08.2009:
• Bei den generischen Top Level Domains (.com, .net, .org, .biz und .info) ist – wie nicht anders erwartet – die .com-Domain mit einem Anteil von 76 Prozent aller Verkäufe wieder absoluter Spitzenreiter. Der durchschnittlich erzielte Preis ist indes überraschend um knapp 32 Prozent auf jetzt 1.311 Euro gesunken (Vorquartal: 1.700 Euro).
• Mit 60 Prozent unverändert hoch ist der Anteil von .de unter den verkauften Länderdomains – die Zahl der Verkäufe ist sogar um 17 Prozent angestiegen (1.938 Domains).
Gleichfalls skeptisch hat Dr. Klaus Ritgen (Referent Deutscher Landkreistag) die Einführung neuer TLDs bewertet. Nach seiner Ansicht haben neue TLDs gegenüber den bereits bestehenden .de Domains keinen klar erkennbaren Vorteil. Vielmehr würden neue lokale TLDs, die nicht – wie im Beispiel von .paris durch die Städte selbst betrieben würden – immer zu einer Verwirrung der Bürger führen, da diese eine „offizielle“ Seite mit kommunalem Angebot erwarten würden.
Auf der abschließenden – hochrangig besetzten – Podiumsdiskussion wurde nochmals z.T. sehr kontrovers aber fachlich fundiert die Argumentation für und wider die Einführung von neuen TLDs ausgetauscht. Auch wenn schlussendlich keiner der Teilnehmer den wirtschaftlichen Erfolg zur Einführung neuer TLDs klarzustellen vermochte, so waren sich doch alle darin einig, dass die Einführung neuer TLDs den eCommerce und die Relevanz von lokalen Suchanfragen (die immerhin zwischen 35% – 45% aller Suchen im Internet ausmachen) durchweg unterstützen und fördern können.