Wie haben es Kazaa, eMule und Napster geschafft, die einst so mächtige Musikindustrie unter Druck zu setzen? Warum hat Craigslist die Verlagswelt im Bereich der Rubrikenmärkte so hart getroffen? Und was hat das ganze mit dem Erfolg der Apachen über die Spanier zu tun? Die Antwort: sie alle haben in ihrer Organisationsstruktur die Dezentralisierung gegenüber der Zentralisierung gewählt. Zusätzlich waren alle bereit, Macht abzugeben, zu teilen und eine grandios direkte Form der Kommunikation mit Ihren Mitgliedern und Fans aufzubauen.
Zugegeben – das klingt im ersten Moment arg pathetisch! Die beiden Autoren Rod Beckstrom und Ori Brafman schaffen es aber, anhand zahlloser Beispiele ihre These zu untermauern. Danach straucheln all die Organisationen und Managementstrukturen, die nur auf einen Kopf ausgerichtet sind und es im Laufe der Zeit verlernt haben, sich neu zu erfinden. Hierarchische Organisationen, die ihre Struktur so wie eine Spinne im Netz auf einen Kopf ausrichten, stehen im Fall einer echten Bedrohung kopflos da! Demgegenüber schaffen es Seesternorganisationen im Falle einer Bedrohung aus einem abgeschlagenen Organ, einen neuen Körper zu bilden und sich ständig zu reproduzieren. Mit der Bekämpfung werden sie stetig stärker und übermächtig – „So in today’s world starfish are starting to gain the upper hand“.
Was mir persönlich gefällt: Rod Beckstrom und Ori Brafman verlieren mit ihrer These über den „Seestern und die Spinne“ nicht den Blick auf die Realität! Beide sind sich bewusst, dass jede auf kommerziellen Erfolg ausgerichtete Unternehmung schon alleine durch ihre Struktur eine Art Zentralisierung und letztinstanzlicher Entscheidung in sich tragen. Daher kommen sie auch zu dem Schluss, das der echte Erfolg im Sinne eines modernen Managements in einer Hybridlösung aus Zentralisierung und Dezentralisierung liegt – „a hybrid approach allows companies to gain from both worlds“.
Den meisten Spaß hatte ich im 2. Kapitel „The Spider, the Starfish, and the President of the Internet“ indem die beiden Autoren beschreiben, wie ein frisch gebackener CEO eines ISPs 1995 Geld vom Kapitalmarkt für seine neue Firma auftreiben musste. Vor einer Gruppe Investoren – die dann bereit waren Geld aufzubringen – sollte er jedoch versichern, dass er auch der Präsident dieses neuen Internets ist! Man wollte schließlich – in guter alter zentraler Spinnenmanier – sicherstellen, dass man mit dem Invest in das neue Produkt „Internet“ auch ja mit dem Kopf der neuen Organisation zusammenarbeitet. Unendliche Erklärungsversuche, dass das Internet eine dezentrale Organisation unendlich vieler Netzwerke sei, mochten die Investoren nicht gefügig machen! Um das nötige Kapital schlussendlich doch noch zu erhalten, hat der junge CEO dann endlich den Kampf aufgegeben und erklärt, dass er der Präsident des neuen „Internets“ sei! Alle waren froh und das Geld konnte fließen – und das Beste: der erste Präsident des Internet war geboren ;-))
QED: Ein Buch das Spaß macht – und sowohl für Management-Fans, wie auch Web 2.0 Profis geeignet ist!
Die offizielle Website zu „The Starfish and the Spider“: http://www.starfishandspider.com und zu bestellen im Online-Shop bei virtualcity.de!